Sonntag Matinée: Künstlerinnen von Schulwandbildern in der Minderzahl

Sonntag Matinée: Künstlerinnen von Schulwandbildern in der Minderzahl

Wann

20/11/2022    
10:30

Wo

Historisches Museum Schloss Arbon
Schloss 3, Arbon, Thurgau, 9320

In der Zeit von 1935 bis 1995 gab der schweizerische Lehrerverein 252 Schulwandbilder heraus. Die Herausgabe der Bilder war jeweils auch mit einem Künstlerwettbewerb verbunden. Nur gerade 31 Bilder stammten von Künstlerinnen. Hans Weber würdigt in seinem Vortrag im Schloss Arbon deren Schaffen.

Die Auftragserteilung für die 252 Schulwandbilder des 20. Jahrhunderts, die im Schweizer Schulwandbilder Werk erschienen und vollzählig im Besitz der Sammlung des Schulmuseums sind, dokumentiert die Wahrnehmung der Frauen in der Kunstgeschichte augenfällig. Lange Zeit wurde den Frauen eine höchstens untergeordnete Rolle zugewiesen. So auch bei der Vergabe zum Entwurf von Schulwandbildern. Der Vortrag von Hans Weber würdigt das künstlerische Schaffen von Frauen in der Serie beliebter Schulwandbilder im 20. Jahrhundert.

Künstlerischer Anspruch und Widerspruch

Die kantonalen Erziehungsdirektionen wünschten sich im Zuge des wieder erwachenden Schweizer Nationalbewusstseins in Zeiten der Wirtschaftskrise und der politischen Bedrohung in Europa einen Wandschmuck in den Schulen, der spezifisch schweizerisch und pädagogisch wertvoll sein sollte. Gleichzeitig sollte das Schulwandbild aber im Sinne der Kunsterziehung von höherer künstlerisches Qualität sein. Der Entwurf von neuen Schulwandbildern sollte auch nicht zuletzt den vielen arbeitslosen Künstlerinnen und Künstlern jener Jahre eine willkommene Unterstützung sein.  Der schweizerische Lehrerverein nahm die Idee auf und schrieb einen ersten Künstlerwettbewerb aus. 1935 erschien das erste Bild in diesem Werk. Das Werk stand von Anfang an im Spannungsfeld zwischen Kunsterziehung und Pädagogik. Die Ziele der Kunsterziehung blieben weitgehend unerfüllt. Durch die pädagogischen Vorgaben sahen sich viele Künstlerinnen und Künstler in der Gestaltungsfreiheit erheblich eingeschränkt. Und der Vorwurf an die Herausgeber lautete, Durschnittskunst oder behördlich bestellte Kunst zu fördern.